Rumänien, eine Reise  (Bericht weiter unten)


Rumänien

eine Homage an die Menschen in Rumänien und ein ganz persönlicher Eindruck einer Reise

so ca 1980 und danach fielen mir die Bücher von Panaït Istrati in die Hände, die mich fortan fesselten. Damals war mir sonnenklar - da muss ich hin. Diese Menschen, diese Landschaft, insbesondere das Donaudelta haben es mir angetan. Auch, oder gerade weil die autobiografischen Geschichten/Erzählungen so menschlich ursprünglich sind und die Seele eines jeden gerecht denkenden Menschen so berührt, sind seine Bücher eine einzige Homage und auch Anklage an die Menschen und Herrscher Rumäniens. Allerdings reden wir, oder besser Panait von einer Zeit um 1900. Mitten in Europa lag also ein Land des Vergessens (aus der Sicht Westeuropa). Empfehlung: man suche mal in Wikipedia nach diesem Schriftsteller.

Rumänien, ein Land zwischen Orient und Okzident, wie so viele Länder dieser Erde über die Jahrhunderte gebeutelt, konnte sich erst 1989 aus den Fesseln diverser Gewaltherrschaften befreien. Nun ist es Mitglied der EU und für uns Westeuropäer einfach zu bereisen.

Man sieht noch überall die Spuren der Diktatur und neuerdings auch die Spuren schamloser Ausbeutung durch Welt-Konzerne, die hier das schnelle und einfache Geld sehen und gesehen haben. Aber es gibt auch eine positive Kehrseite der Medaille.

Die Menschen, ob jung oder alt, sind einfach herzerfrischend offen und nach vorne blickend. Ganz selten begegneten wir Menschen, die nach hinten schauen und zu Recht wütend über ihr Schicksal sind. Meist wird mit unglaublicher Kreativität der Alltag gemeistert. Auch wenn man hart am Rande der Legalität manöveriert, es funktioniert. Egal wen wir ansprachen (und wir sind meilenweit als Touristen erkennbar), wir bekamen immer ein freundliches Wort, ein Lächeln oder sogar deutlich mehr als dies. Wir wurden gefragt woher wir kamen, wohin wir fahren, ohne auch nur einmal den Eindruck zu vermitteln, dass man übermässig neugierig sei. Fotografieren war nicht nur kein Problem, sondern sogar erwünscht. Man bedankte sich für die Aufmerksamkeit und das Interesse über Land und Leute, die wir ihnen zuteil werden liessen. Allerdings waren wir immer bemüht, nicht nur Interesse zu zeigen, sondern auch zu versuchen zu verstehen.

Das größte Kompliment welches wir dem rumänischen Volk machen können, ist zu erwähnen, das uns ein Kulturschock erwischte, als wir wieder in Deutschland waren. So unfreundlich und mürrisch wie wir hier anscheinend sind, haben wir es zu keiner Stunde in Rumänien erlebt. Und dies auch oder gerade ausserhalb der Touristenhochburgen.

Ach ja, und die Vorurteile - nein, in keiner Stadt, auch in Bukarest nicht, hatten wir auch nur einmal das Gefühl, unsere Habseligkeiten besonders über das Übliche hinaus sichern zu müssen. Da geht es in Köln in unseren Innenstadt-Einkaufszentren schon deutlich rauher zu.

Alleine wegen dieser Freundlichkeit und Offenheit der Menschen dort, müssen wir nochmal dahin. Und dies werden wir mit Sicherheit auch machen.

Kulturgüter und Sehenswürdigkeiten gibt es in Rumänien genug, neben all den Industrieruinen aus Zeiten der Diktatur. Letztere sind aus finanziellen Gründen einfach so stehen geblieben. Einige mögen ja noch als Denkmal herhalten, die meisten sollte man einfach abreißen. Aber, sicherlich verständlich, gibt es in Rumänien derzeit andere Prioritäten. Aus Sicht eines Reisenden lässt sich so einfach argumentieren. In ersten Linie geht es aber um die Entwicklung von Schule und Bildung in breiter Front. Erst ab 1989 wurde das Schul- und Ausbildungssystem nach und nach dem Standard nach westlichen Vorstellungen angepasst. Leider sind breite Schichten der Bevölkerung in der Vergangenheit nur mit den notwendigsten Grundsätzen der Bildung versehen worden (4 Schuljahre Pflicht und niemand prüfte die Lehrer - die Qualität der Schulbildung war deshalb sehr unterschiedlich. Zumal in dikatorischen Zeiten mehr Wert auf ideologische Inhalte, als auf Allgemeinbildung gelegt wurde). Mit dieser Basis ist es ungeheuer schwer eine nachhaltige Infrastruktur aufzubauen. Wer als Rumäne trotzdem eine erstklassige Ausbildung genossen hat, erliegt leider allzu oft der Versuchung im Ausland sein Glück zu machen. Dem Land Rumänien fehlen qualifizierte Fachkräfte, die in Politik und Wirtschaft im Sinne des rumänischen Volkes die Geschicke leiten und den Nachwuchs anleiten. Leider sieht man dies noch an vielen Stellen und allzu häufig.

Man muss wohl noch deutlich Zeit investieren, bis eine breite Mittelschicht die Basis eines nachhaltigen Aufschwunges bilden kann.

Die Landschaft jedoch ist grandios und ein Eldorado für Fotofreunde. Die Kulturgüter (Moldauklöster u.a.) sind allemal sehens- und besuchenswert. Und das Donaudelta, große Teile sind Weltkulturerbe und stehen unter Naturschutz, sollte man unbedingt befahren. Hier leben auf diversen Inseln noch Fischer mit ihren Familien. Man hat teilweise die Erzählungen von Panaït Istrati vor Augen. Auch wenn Gott sei Dank, heute das Leben im Delta nicht mehr gar so schwer und entbehrungsreich ist. Für Vogelfotografen ist dies ein Traum. Wenn man zum ersten Male hier ist, wird man von der Fülle förmlich erschlagen. Man müsste hier mehrere Tage, besser Wochen, verbringen um individuell mit persönlichem Führer mehr Muße für gezielte und geplante Fotoausflüge zu haben. So konnte ich leider nur einen ersten Eindruck gewinnen.

In den Bildern will ich einen ersten persönlichen Eindruck vermitteln.